Wenn man für den größten Wohnmobilklub Europas arbeitet, muss man mindestens ein Mal (aber besser viele Male) auf Wohnmobilabenteuer gewesen sein. Mit einem gepackten Wohnmobil, unseren Stadträdern in der Garage und einer gehörigen Dosis Enthusiasmus begannen mein Freund und ich ein halbes Jahr nach meinem Arbeitsbeginn bei Campercontact dann unser erstes Wohnmobilabenteuer.
Das Abenteuer begann schon am Mittwochnachmittag zu Feierabendbeginn. Das war der Moment, als ich zum ersten Mal auf dem Fahrersitz eines 6,5 Meter langen Fahrzeugs Platz nahm und zum ersten Mal allein nach Hause fuhr. Davor war ich, auch wenn ich es ungern zugeben, ziemlich aufgeregt. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Angst etwas übertrieben war. Natürlich ist so ein Wohnmobil ein Stück größer und schwerer als ein Pkw und das muss man schon berücksichtigen. Aber komm, so ein Wohnmobilgaspedal, die Kupplung, Bremse und der Schaltknüppel, die funktionieren genau wie in einem Auto.
Trotz meiner angenehmen Fahrerfahrung am Vortrag startete mein Freund am Donnerstagmorgen als Fahrer. Ich gönnte ihm ja auch das Gefühl, „King of the road“ zu sein. Sechseinhalb Stunden, eine Pause und eine Menge schöner Landschaften später kamen wir an unserem Ziel an: Camping Abijune in der Nähe des französischen Küstenstädtchens Étretat.
Unsere Ankunft in dem auffallenden NKC-Promowohnmobil blieb nicht unbemerkt, denn praktisch sofort bekamen wir von zwei niederländischen Kindern die Frage, ob wir die Chefs des NKC (Mutterfirma von Campercontact) seien. Nach einem kurzen und bescheidenen Gespräch, in dem ich erklärte, dass ich „nur eine Mitarbeiterin“ sei, fuhren wir mit dem Wohnmobil in die Stadt. Die Rezeption des Campingplatzes war offenbar nämlich noch eine Stunde geschlossen.
Das Wohnmobil war noch nicht geparkt, als schon ein anderes Wohnmobil gegen unseren Außenspiegel stieß. Zeit, um den einzuklappen, hatten wir noch nicht gehabt. Zum Glück stellte sich heraus, dass so ein Ding durchaus robust ist und dass der Spiegel nur umgeklappt war, aber es war ein ganz schöner Schreck, dass etwas kaputtgehen könnte.
Wir kamen schnell auf andere Gedanken, aßen etwas im Zentrum und verfolgten die Horden anderer Touristen auf den Treppen hinauf. Obwohl wir ja genau deshalb hier waren, waren wir oben überrascht vom Umfang und der Schönheit der Kreidefelsen in der Umgebung. Was für eine prachtvolle Aussicht!
Am Freitagmorgen erwachten wir von der Hitze der Sonne, die auf das Dach des Wohnmobils brannte. Wir hatten wunderbar geschlafen und dann, wie auch anders, mit Baguette und Croissants gefrühstückt. Der Tag versprach schön zu werden, wir wollten mit dem Rad die Region erkunden.
Google Maps führte uns auf einen Weg zwischen den französischen Ländereien, der immer steiler hinunter ging und immer mehr von Farnen, Brombeerbüschen und Brennnesseln überwuchert wurde. Nur ein paar Kratzer auf den Beinen und ein paar juckende Blasen weiter stießen wir auf das Denkmal für die Operation Biting in Bruneval, wo britische Soldaten im Februar 1942 deutsche Radargeräte für die Forschung zu stehlen versucht hatten.
Nach einer kurzen Geschichtsstunde nahmen wir eine schmale Treppe hinunter, die uns zu einem ruhigen Strand führte. Hier nahmen wir etwas Vitamin D zu uns und bewunderten wieder die enormen Kreidefelsen. Zurück bei den Rädern stellten wir fest, dass mein Stadtrad nicht für die unebenen französischen Landpfade voller Steine geeignet war: Der Reifen war platt! Und die Fahrradpumpe, die wir dabei hatten, half uns hier wenig. Die Folge war, dass ich bei 35 Grad eine Stunde lang das Fahrrad zum Campingplatz zurück schob. Und zwar über Straßen, die sich dafür nicht gerade eigneten (will sagen: kein Gehweg, viele Kurven und schneller Verkehr). Mein Freund radelte voraus, um mir mit dem Wohnmobil entgegenzufahren. Mit Wohnmobil, Fahrrad mit Platten und zwei überhitzten Köpfen fuhren wir dann zu einem Strand etwas weiter, wo wir uns einen Eisbecher gönnten und ein erfrischendes Bad im Meer nahmen.
An dem Abend genossen wir zum zweiten Mal hintereinander eine Grill-Mahlzeit, nach der wir uns frisch machten und zu einem Spaziergang ins Zentrum aufbrachen. Schon schnell merkten wir, dass der Weg dorthin für Fußgänger nicht so geeignet war. Wir nahmen uns gleich vor, uns für den Rückweg im Dunkeln ein Taxi zu organisieren. Ein paar Gläser Wein später stellten wir allerdings fest, dass keines verfügbar war. Nicht so spät (es war inzwischen kurz nach Mitternacht) und nicht ohne Reservierung. Zum Glück gab es da die Schwester des Besitzers, die uns gern zum Campingplatz zurückfahren wollte. Es war uns unangenehm, aber wir kannten inzwischen den Weg und hatten da in dieser regnerischen Nacht wirklich keine Lust auf einen Fußmarsch. Deshalb gingen wir sehr gern auf das Angebot dieses Engels ein.
Wenn Sie jetzt denken, dass wir in diesen Tagen schon genug mitgemacht hatten, dann haben Sie sich getäuscht. Denn es kam noch mehr. Am Samstag, auf dem Weg von Le Tilleul (kleines Dorf bei Étretat) nach Brugge, habe ich nämlich Diesel getankt. In den Wassertank! Jetzt fragen Sie sich natürlich: wie denn? In der Hektik einer vollen Tankstelle in einem unbekannten Land und als unerfahrene Wohnmobilistin macht man verrückte Dinge.
Der Mann vor uns an der Tankstelle schien auch „Tankprobleme“ zu haben, wodurch er nicht sofort tanken konnte, außerdem sieht der Verschluss des Wassertanks wirklich wie ein blauer Tankverschluss aus und sah ich keine alternative Stelle in der Form einer Klappe oder einer Öffnung, wo der Schlauch hinein gemusst hätte. „Also dann in den Wassertank!“ Eine Aktion, über die noch lange erzählt werden wird.
Nein, jetzt klingt das ganz lustig und lakonisch, aber das war nicht so, als ich merkte, was ich getan hatte. Und jetzt noch ärgere ich mich, dass mir das passieren konnte. Aber dann denke ich an einen guten Bekannten (sorry, Papa! 😉), der einmal mit einem Dieselauto Benzin getankt hat: Es geht immer noch schlimmer! Außerdem weiß ich jetzt eins sicher, nämlich, dass mir das nicht noch einmal passiert.
Wollen Sie wissen, wie man das Problem löst? In diesem Video unserer Mutterfirma wird es Schritt für Schritt erklärt (Nur in niederländischer Sprache).
Es dauerte eine Weile, bis meine Laune sich wieder besserte, aber das schöne Brugge hat mich auf andere Gedanken gebracht. Zu zweit auf EINEM Rad fuhren wir am Samstagnachmittag zur Anlegestelle eines Rundfahrtboots, um danach eine Runde durch die Stadt zu laufen und etwas zu essen und zu trinken bei Brauerei De Halve Maan. Dort gibt es auch Führungen, aber da mein Freund die Tour schon kannte, ließen wir die aus. Von der Brauerei liefen wir weiter zu einem Straßencafé am Großen Markt und auf dem Rückweg zum Fahrrad blieben wir bei einer attraktiven Weinbar hängen. Hier haben wir noch ein paar Gläser getrunken, bevor wir zu unserem Häuschen auf Rädern zurückkehrten.
Am Sonntag, dem vierten und letzten Tag unseres Wohnmobilabenteuers, fuhren wir über Terneuzen zurück nach Utrecht. Gesund und munter wieder zu Hause, das Wohnmobil ausgepackt und wieder am Grillen schauten wir zusammen auf unseren bewegten ersten Wohnmobiltrip zurück. Und wir kamen zu dem Schluss, dass wir viele schöne Sachen gesehen, uns gut amüsiert und die französischen und Brugger Leckereien genossen hatten. Aber ob uns wirklich das Wohnmobilvirus befallen hatte, da waren wir uns noch nicht ganz sicher.
Es bleibt uns also nichts anderes übrig: Nächstes Jahr gehen wir wieder auf Wohnmobiltrip!
Mit neuem Elan und einem ganzen Stück mehr Erfahrung.
Die vier Lernmomente dieses ersten Wohnmobiltrips:
Mieten oder leihen Sie ein Wohnmobil und steht so ein Gerät (links auf dem Bild) auf dem Armaturenbrett des Wohnmobils? Dann weise ich Sie gern auf dessen Funktion hin. Denn obwohl dieses „Mobil-Eye“ gerade zur Förderung eines sicheren Fahrstils und zur Vorbeugung von Unfällen angebracht wird, kann einen der Alarm enorm erschrecken, den das Gerät von sich gibt, wenn ein Auto einen überholt und zu dicht vor einem einschert.
Es dauerte eine Weile, bevor mir klar wurde, dass „das Geräusch“ es gut mit mir meinte und nicht von Unheil in Form von blinkenden Lämpchen am Armaturenbrett verursacht wurde.