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Tschechische Naturschätze

25 August 2022Douwe de Vries und Shirley Nijhof

Tschechische Naturschätze

Im Norden der Tschechischen Republik findet man besondere Naturschätze. In Gebieten mit poetischen Namen wie Saské Švýcarsko: Die Böhmische Schweiz und Český ráj: Böhmisches Paradies. Ein Besuch dieser Gebirge mit ihren bizarren und launischen Felsformationen aus Sandstein bedeutet mehrere Tage Vergnügen und Staunen in der prachtvollen Natur Nordböhmens.

Vor zweihundert Jahren sollen zwei Schweizer Maler das Grenzgebiet zwischen dem deutschen Dresden und dem tschechischen Dĕčín (Tetschen) besucht haben. Die spektakuläre Landschaft erinnerte sie an ihr eigenes Land. Sie nannten das Sandsteingebirge auf der deutschen Seite der Elbe „Sächsische Schweiz“ und auf der anderen Seite der Grenze „Böhmische Schweiz“. Zusammen ist es das Elbsandsteingebirge.

Ein guter Start

Unsere Erkundungstour beginnt nicht sofort in der Tschechischen Republik, sondern startet von einem gut ausgestatteten Wohnmobilstellplatz im deutschen Städtchen Struppen südlich von Dresden aus. Verwalter Markus Guhr gibt uns eine Fahrradkarte zur Bastei. Das ist die bekannteste Felsformation auf der deutschen Seite, die wir mit einer Fähre über die Elbe bei Oberrathen erreichen. Durch die sommerlichen Temperaturen ist es ziemlich voll auf dem Elberadweg. Es ist herrliches Rad- und Wanderwetter. Und das kommt uns gerade recht! In der Bastei sind überall Wanderwege mit Aussichtsplattformen angelegt. Von der Sandsteinbrücke aus, die zwischen einigen Felstürmen gebaut ist, haben wir auf der einen Seite eine wunderbare Aussicht über das Elbetal und auf der anderen Seite auf die wilden Felsformationen. Kameras machen hier Überstunden und klicken praktisch ständig.

Wohnmobilfahren entlang der Elbe

Am nächsten Tag passieren wir bei Schmilka die deutsch-tschechische Grenze. Wir fahren entlang der Elbe zum Ort Hřensko (Herrnskretschen). Hier biegen wir links ab und fahren entlang der Kamnitz Richtung Mezní Louka (Rainwiese). Von dort aus können wir laut dem örtlichen Tourismusbüro die größte natürliche Sandsteinbrücke erreichen, das Prebischtor oder auch Tor Europas. Unterwegs kommen wir an verschiedenen Parkplätzen vorbei. Wir als Wohnmobilisten werden allerdings resolut zu einem großen Parkplatz für Busse und Wohnmobile in Rainwiese geschickt. Das ist ungefähr sechs Kilometer weiter. Das steinerne Tor ist nur zu Fuß erreichbar. Wir können aus zwei Routen wählen: die längere führt über den Gabrielensteig, eine Wanderung von ungefähr drei Stunden, die kürzere beginnt zwischen Herrnskretschen und Rainwiese. Wir nehmen letztere, die fast drei Kilometer lang ziemlich steil nach oben führt. Schon schnell kommen wir an turmhohen Felsen und tiefen Felsspalten vorbei, aber am Ende erwartet uns der Höhepunkt: die sechzehn Meter hohe Sandsteinbrücke mit einer Spannweite von sechsundzwanzig Metern!

Pravčická brána - Campercontact blog
Pravčická brána - Campercontact blog

Unvergessliche Aussicht auf das Tor Europas

Weil wir die nicht zu betretende Brücke aus nächster Nähe sehen wollen, müssen wir für drei Euro im Falkennest eine Eintrittskarte kaufen. Das ist ein Landhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert mit einem Restaurant und einer kleinen Ausstellung über den Naturpark. Von verschiedenen Aussichtsplattformen aus haben wir einen unvergesslichen Blick auf das Tor Europas und die umgebenden Felsen. Allerdings ist es sehr voll. An den schönsten Aussichtsstellen drängen sich die Besucher. Obwohl es in Rainwiese einen kleinen und vollen Campingplatz gibt, beschließen wir, im größeren Tetschen zu übernachten, wo Wohnmobilisten auf einem ruhigen Platz ohne Versorgungseinrichtungen an der Elbe übernachten dürfen.

Faszinierendes Naturphänomen

Als wir am nächsten Tag über Straße Nummer 13 Richtung Liberec (Reichenberg) fahren, halten wir kurz nach dem Dorf Kamenický Šenov (Steinschönau) bei einem anderen Naturphänomen: dem Panská skála, zu deutsch: Herrnhausfelsen. Er liegt in der Nähe der Straße, wo ein nagelneues Besucherzentrum mit Parkplatz steht. Schon nach einigen Dutzend Metern erreichen wir die grauen Säulen von erstarrter Lava, die wie Orgelpfeifen aussehen. Wir halten den Atem an, als wir oben auf den meterhohen Säulen zwei Waghälse sehen, die ihren Eltern winken, und bestaunen dieses faszinierende Naturphänomen.

Panská skála - Campercontact blog

Ein böhmisches Paradies

Zwischen Dĕčín (Tetschen) und dem Städtchen Turnov (Turnau) mitten im Böhmischen Paradies müssen wir eine Entfernung von fast hundert Kilometern überwinden. Als wir das große Liberec (Reichenberg) sehen, wird die Landschaft bergig. Über die E442, Straßennummer 35, fahren wir durch das Städtchen Turnau zum Rustic Camp in Knĕžnice, wo Wohnmobilisten willkommen sind. Das Böhmische Paradies ist ein siebenhundert Quadratkilometer großer Naturpark, wo bizarre Felsstädte aus den umgebenden Wäldern ragen und aus dem Naturpark ein Paradies auf Erden gemacht haben.

Die bekanntesten Felsformationen sind der Prachovské skály (Prachauer Felsen) nordwestlich des Städtchens Jičin (Jitschin) und der Hrubá skála (Großskal). Das ist nicht weit von Turnau. In dem Gebiet gibt es unzählige Fahrradrouten. Es kostet uns einige Mühe, unser erstes Ziel, den Prachauer Felsen, zu finden. Aber es ist gelungen! Die Felsenstadt versteckt sich etwa achter Kilometer vom Campingplatz entfernt. Es ist beim Dorf Holin im Wald. Es sind dort verschiedene Wanderwege ausgeschildert. Die grüne Route von 3,5 km ist am eindrucksvollsten. Sie umfasst eine Runde um die bis zu fünfzig Meter hohen Felstürme durch äußerst enge Spalten, Klammen und Schluchten. Eine faszinierende Erfahrung, etwa drei Stunden lang klettern und absteigen. Namen wie Americká sluj (Amerikanische Höhle), Prachovská capká (Prachauer Mütze) und Pracovská jehlá (Prachauer Nadel) regen die Fantasie an. Auch in der Felsenstadt Großskal mit hunderten Türmen sind Wanderwege mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad ausgeschildert. Einer der Wege führt zur Burgruine Valdštejn (Waldstein).

Bis zum 19. Jahrhundert hieß das Böhmische Paradies noch „Terra Felix“, was „Das glückliche Land“ bedeutet.

Humprecht_Sobotka - Campercontact blog

Eine Burg auf enormen Basaltkegeln

Eine andere Sehenswürdigkeit, die man gesehen haben muss, ist die Burg Trosky aus dem vierzehnten Jahrhundert. Der Name bedeutet wörtlich Schutt. Die Burg steht auf zwei riesigen Basaltkegeln, wo fast alle Fahrradwege ihr Ziel haben. Die Aussicht von der Burg auf die Umgebung ist fantastisch. Wir haben sie unterwegs schon gesehen: Die typischen Holzhäuser, die hier und da die Landschaft zieren. Das Städtchen Sobotka ist besonders bekannt dafür.

Ganz in der Nähe von Sobotka, südlich von Trosky, steht das interessante Schloss Humprecht aus dem siebzehnten Jahrhundert, wo wir unser Wohnmobil auf einem großen bewachten Parkplatz abstellen können. Es ist ein rundes Schloss. Der Erbauer, Graf Jan Humprecht Cernin, hat viel Geld im Dreißigjährigen Geld verdient.

Er baute verschiedene Schlösser und Paläste, aber das führte zu seinem finanziellen Untergang. Die Form des Turms erinnert an einen Turm im früheren Konstantinopel (jetzt Istanbul), wo der Onkel von Humprecht gefangen gewesen war. Einige englischsprachige Texte geben zum Glück genügend Erläuterungen, denn die tschechische Führerin beherrscht nur ihre Muttersprache. Inzwischen hat sich das Wetter derart verschlechtert, dass wir beschließen, zurück Richtung Deutschland zu fahren. Wir haben immerhin unser Ziel erreicht: die besonderen Naturphänomene in Nordböhmen besichtigen. Sie haben einen unvergesslichen Eindruck auf uns gemacht!

Weitere Informationen

Die Felsstädte sind im Allgemeinen von April bis Oktober gegen Eintrittsgeld zugänglich. Die Burgen in dem Gebiet sind im Sommer täglich für Besucher geöffnet, im Winter meist nur an Sonn- und Feiertagen. Bei den örtlichen Tourismusbüros sind oft gratis gute Wander- und Fahrradkarten erhältlich.

Übernachten

Die Sitecodes verweisen auf die Orte in unserer App Campercontact und Campercontact.com

Rustic Camp Kubanek - Campercontact

Quelle: NKC / Kampeerauto. NKC ist die Niederländische Muttergesellschaft von Campercontact. Redakteur: Douwe de Vries. Fotos: Douwe de Vries, Konrad Steidel U.A.   

Dieser Blog wird mit Genehmigung der Angehörigen von Douwe de Vries veröffentlicht.